Landschaften & Berge mit Hilfe von Blender
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Downloads
- Vorbereitungen
- Shortcuts
- Einen Berg modellieren
- Export als PNG
- Nachbearbeitung des exportierten Bildes
- Import im 3D-Modellbahn Studio
- Tipps und Tricks
1. Einleitung
Egal ob mit Tapetenkleister und Zeitungspapier oder mit Tastatur und Maus, eines ist geblieben. Mein fehlendes Talent wenn es darum geht natürlich aussehende Geländeformen zu modellieren. Was lag also näher als aus der Not eine Tugend zu machen und mich nach passender Software umzuschauen. Gute und zum Teil auch kostenlose Software wie z. B. Vue Pioneer oder Bryce 5 liefern (Einarbeitung in das Programm vorausgesetzt) sehr schöne Ergebnisse. Allerdings in Form von 3D-Objekten. Da bei einer "vernünftigen" Landschaft schnell mehrere tausend Flächen zusammenkommen war klar, dass der Weg nur über das Modellieren der Grundplatte des Modellbahnstudios geht da bei dieser Vorgehensweise keine zusätzlichen Flächen entstehen. Einen ersten Teilerfolg konnte ich verbuchen als ich über das Plugin "ANT Landscape" stolperte (Standard in Blender). Allerdings nur ein Teilergebnis, denn um das Ergebnis als Graustufenbild (Heightmap) zu exportieren waren sehr viele weitere Schritte nötig. Nachhaltigere Nachforschungen im Internet führten mich zu einem weiteren Plugin. "Export Heightmap". Vermutlich von einem findigen Kopf programmiert dem die Standardvorgehensweise ebenfalls zu umständlich war. Was wir also brauchen:
- Unser Modellbahnstudio (für dieses Tutorial genügt auch die Standard-Version)
- Das kostenlose Blender
- Das kostenlose Plugin "Export Heightmap"
- Ein Grafikprogramm wie z. B. das kostenlose Gimp
Berge zum Nulltarif. Was will man mehr.
2. Downloads
- Was wir uns aus dem Internet besorgen müssen ist Blender. Welche Version (32 Bit, 64 Bit, als Installer oder als Portable) spielt keine Rolle. Aber es sollte die aktuelle Version sein da Blender erst vor kurzem "eingedeutscht" wurde und wir das Programm im weiteren Verlauf auf Deutsch umstellen werden.
- Dann das Plugin um die Graustufenbilder exportieren zu können. Stört euch nicht an der auf dieser Seite angegebene Blender-Versionsnummer 2.5. Das Plugin funktioniert auch in Blender 2.6x. Die ZIP in ein beliebiges Verzeichnis entpacken. Wir kommen später darauf zurück.
- Und ein Grafikprogramm. Ich gehe davon aus, dass sich auf jedem Rechner etwas passendes findet. Für die Unentschlossenen empfehle ich (da keine Installation nötig ist) Gimp. Ein Alleskönner zum Nulltarif der zum Teil mit Plugins von Photoshop klarkommt.
3. Vorbereitungen
Ich denke, auf die Installation und das Starten von Programmen müssen wir nicht weiter eingehen. Starten wir also Blender und richten die Software nach unseren Bedürfnissen ein. Blender bietet eine Unzahl von Möglichkeiten der Programmanpassung. Wir beschränken uns hier nur auf ein paar wenige.
Nach dem ersten Start zeigt sich Blender in etwa so:
Wir wollen die Einstellungen ändern. Die Einstellungen erreichen wir über das Menü "File / User Preferences...".
Wir "landen" in diesem Fenster:
Wir wollen uns, wie Eingangs erwähnt, auf die wichtigsten Sachen beschränken, also wechseln wir sofort zum Reiter "Input". Da wir z. B. vom 3D-Modellbahn Studio gewohnt sind Objekte mit der linken Maustaste zu markieren wollen wir Blender auch auf diese Art bedienen. Also klicken wir auf die markierten Buttons:
Wir wollen Berge erschaffen! Also geht es weiter zum Reiter "Addons". Nachdem wir, der besseren Übersicht halber, auf der linken Seite "Add Mesh" angeklickt haben, können wir rechts das Addon "ANT Landscape" aktivieren.
An dieser Stelle installieren wir auch unser Addon "Export Heightmap". Mit einem Klick auf den Button "Install from File..." rufen wir diese Prozedur auf in der wir uns in das Verzeichnis unseres entpackten Addon klicken und das Addon mit einem Doppelklick übernehmen um es abschließend, wie im folgenden Bild zu sehen, zu aktivieren.
Fast geschafft. Fehlt nur noch die Umstellung auf Deutsch. Dazu die markierten Buttons anklicken:
Damit ist die Konfiguration von Blender abgeschlossen. Blender bietet noch wesentlich mehr Optionen die für unser Vorhaben jedoch keine Rolle spielen. Solltet ihr Fragen dazu haben schreibt mir eine Nachricht im Forum.
4. Shortcuts
Auch wenn die Blender-Oberfläche seit der Version 2.5 wesentlich anwenderfreundlicher wurde ist es doch ratsam bestimmte Befehle per Shortcut auszuführen. Deshalb an dieser Stelle noch ein paar nützliche Tastaturbefehle:
Auf dem Nummernblock:
= Ansicht von Oben
= Ansicht von Unten
= Ansicht von Vorne
= Ansicht von Hinten
= Ansicht von Rechts
= Ansicht von Links
= Umschalten zwischen Orthogonaler und Perspektivischer Ansicht
= Zoomen auf markiertes Objekt
Auf der alphanumerischen Tastatur:
= Ausblenden der Objektwerkzeuge auf der linken Seite
= Ausblenden der Parameterleiste auf der rechten Seite
= Umschalten der Objektdarstellung Massiv / Drahtgittermodell
= Löschen des markierten Objekts
Navigation im 3D Fenster
Rotieren = Mausbewegung bei gedrückter Mittlerer Maustaste
Bewegen = Mausbewegung bei festgehaltener, linker Shift-Taste und gedrückter mittlerer Maustaste
5. Einen Berg modellieren
Unseren ersten Berg fügen wir ein indem wir auf das Menü "Einfügen" klicken, den Mauszeiger auf den Menüpunkt "Mesh" bewegen und weiter auf den untersten Punkt "Landscape".
Bitte schön, unser erster Berg:
Es gilt nun, diesen Berg mit möglichst wenig Aufwand unseren Bedürfnissen anzupassen. Dazu bietet uns Blender viele Parameter an die sich im Moment wahrscheinlich noch "verstecken". Wenn das Menü unten links in etwa so aussieht:
können wir es an der markierten Linie anklicken und bei gedrückt gehaltener Maustaste so weit nach oben ziehen bis alle Parameter sichtbar sind.
Liste der wichtigsten Parameter:
Weich: Dieser Parameter hat nichts mit der Form des Objektes zu tun sondern verändert wie das Objekt im 3D-Fenster angezeigt wird. Wenn wir im weiteren Verlauf den Parameter "Unterteilung" vergrößern werden wir, bei einem Wert von etwa 256 feststellen, dass Blender länger benötigt um die Landschaft neu zu berechnen. Dies liegt daran, dass Blender bei gesetztem Haken eine möglichst genaue Darstellung erzeugen will. Entfernen wir den Haken erfolgt der Bildschirmaufbau wesentlich schneller.
Unterteilung: Einer der wichtigsten Parameter ist der Parameter "Unterteilungen" denn er legt fest mit welcher Auflösung unsere generierte Landschaft im 3D-Modellbahn Studio importiert wird. Sehen wir uns unser Objekt etwas genauer an:
Unser Exporter, mit dem wir später ein Graustufenbild erzeugen wollen, richtet sich nur nach der Höhe der einzelnen Punkte. Die X und Y-Koordinaten interessieren nur insofern, dass jeder Punkt im 3D-Modellbahn Studio einem Rasterpunkt zugeordnet wird. Deshalb spielt es keine Rolle welchen Wert wir für die "Mesh Size" eingeben. Würden wir diesen Wert vergrößern erscheint das Objekt größer im Blender-3D Fenster. An der Anzahl der Rasterpunkte ändert sich dadurch nichts.
Random Seed: Sucht man im Internet nach einer Erklärung für diesen Parameter findet man z. B. "Erzeugt eine zufällig errechnete Landschaft". Diese Erklärung ist, meines Erachtens, verwirrend. Der Parameter geht, meiner Meinung nach, als Konstante in eine Formel ein mit der das Objekt berechnet wird. Also spielt der Zufall keine Rolle. Erzeugt man z. B. eine Landschaft mit dem Wert 1, dann eine mit dem Wert 7 und abschließend wieder Eine mit dem Wert 1 erhält man folgende Objekte:
Wie man sieht: Bei Parameter 1 entsteht immer das gleiche Objekt. Für uns interessant denn so können wir uns die Nummer eines besonders gut gelungenen Berges merken und ihn bei Bedarf erneut erzeugen.
Tiefe: Die Tiefe sagt aus wie zerklüftet die Landschaft berechnet wird. Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt einer 3D Landschaft mit einer Unterteilung von 512:
Höhe: Dieser Wert sagt aus, wie hoch unser Berg wird. Wir müssen uns an dieser Stelle noch nicht für eine endgültige Höhe entscheiden denn wir bekommen beim Import in das 3D-Modellbahn Studio die Möglichkeit festzulegen, mit welchem Faktor diese Werte eingehen.
Abfall: Dieser Parameter legt fest, wie "schnell" ein Berg abfällt. Dabei sind für uns die Parameter X und Y wichtig um ein Bergpanorama für den Hintergrund oder eine Seite zu generieren. Wie sich die verschiedenen Werte auswirken zeigen die folgenden Bilder:
Daran, dass Typ X bzw. Typ Y nach beiden Seiten abfällt stören wir uns im Moment nicht. Dieses Manko beseitigen wir später beim Import des Graustufenbildes in das 3D-Modellbahn Studio.
Dies waren die wichtigsten Parameter. Eine Vorstellungen der vielen anderen Möglichkeiten ersparen wir uns. Hier rechne ich mit eurer Experimentierfreudigkeit.
6. Export als PNG
Der Export gestaltet sich recht einfach. Über das Menü "Datei / Exportieren / Heightmap" rufen wir den Vorgang auf. Der weitere Ablauf sollte selbsterklärend sein. Verzeichnis wählen, Exportieren anklicken. Fertig.
7. Nachbearbeitung des exportierten Bildes
Im Grunde ist der Ausdruck "Nachbearbeitung" fehl am Platz denn die Hauptaufgabe dieses Arbeitsschrittes ist das Umwandeln der exportieren PNG-Datei in ein Format das im 3D-Modellbahn Studio Verwendung findet. Das 3D-Modellbahn Studio unterstützt die Dateiformate JPG und BMP und es gibt unzählige Freeware-Programme, die die Umwandlung von PNG in eines dieser Formate unterstützen. Da ich davon ausgehe, dass jeder Anwender seinen "Spezialisten" für solche Aufgaben auf seinem Rechner installiert hat erspare ich mir eine genauere Beschreibung.
Mit steigender Zahl an Unterteilungen benötigt Blender mehr Zeit um Neuberechnungen durchzuführen. Nun könnte man versucht sein, in Blender mit wenigen Unterteilungen zu arbeiten und die exportierte PNG-Datei im Grafikprogramm hochrechnen zu lassen. Dies ist zum Teil möglich sollte sich jedoch in Grenzen halten. Zur Veranschaulichung folgendes Beispiel:
Die folgende Abbildung zeigt ein Objekt in Blender mit 64 Unterteilungen und mit 512 Unterteilungen und es ist deutlich zu sehen, dass bei dieser Erhöhung Blender in der Lage ist Zwischenwerte zu berechnen die dann auch exportiert werden können.
Der Unterschied wird sehr deutlich wenn wir uns die Heightmaps nach den verschiedenen Vorgehensweisen (höhere Unterteilung in Blender und Hochrechnen mit Grafikprogramm) ansehen.
Und abschließend das Ergebnis im 3D-Modellbahn Studio nach dem Import der beiden unteren Bilder:
Hohe Unterteilungen in Blender oder Hochrechnen der Bilder mit einem Grafikprogramm? Ich denke diese Entscheidung hängt sehr stark von der Größe der Anlage ab. Muss ich den Framerates zuliebe ein gröberes Raster benutzen kann/muss ich auch eine gröbere Abstufung des Rasterbildes in Kauf nehmen.
8. Import im 3D-Modellbahn Studio
Kommen wir nun zum letzten Teil diesen Tutorials, dem Importieren der Graustufenbilder. Der Import bietet die Möglichkeit entscheidend auf die Darstellung des Geländes Einfluss zu nehmen. Die Import-Funktion findet sich nach einem Doppelklick auf die Grundplatte hier:
Zum ersten mal sehen wir die Auswirkungen unseres Graustufenbildes auf der Grundplatte des 3D-Modellbahn Studios. Selten wird der Höhenbereich 0 - 1000 zutreffen:
Also ändern wir den Wert 1000 auf z. B. 500 und erhalten diese Voransicht:
Schon wesentlich besser. Nun findet man auf vielen Modellbahnanlagen Schattenbahnhöfe. Die Import-Funktion des 3D-Modellbahn Studios unterstützt uns auch in dieser Beziehung. Es muss lediglich der linke Wert des Höhenbereiches angepasst werden:
Die Ursprungswerte. Diese beiden Werte bestimmen die X und Y Koordinaten auf der Platte an denen die linke, obere Ecke unseres Graustufenbildes "sitzen" soll.
Auch die gewählte Rastergröße der Bodenplatte beeinflusst den Import massiv. Während bei einer Rastergröße von einem Zentimeter die einzelnen Höhenpunkte nur einen Zentimeter voneinander entfernt sind sind sie bei einer Rastergröße von zwei Zentimeter doppelt so weit voneinander entfernt, benötigen also doppelt soviel Fläche. Folgendes Beispiel, bei dem die gleiche Heightmap einmal bei einem 1 cm Raster und bei einem 2 cm Raster importiert wurde, mag dies verdeutlichen:
Nach einem Klick auf OK wird unsere Platte automatisch durch das Graustufenbild modelliert. Nur noch ein wenig Farbe aufgetragen: Fertig ist unser Bergpanorama mit einem relativ natürlichen Aussehen:
Und nun viel Spaß beim Erschaffen von Bergen. Verbesserungswünsche, Fehler, Änderungen usw. sind gerne per PN im Forum gesehen.
Herzliche Grüße
Franz
9. Tipps und Tricks
In diesem Bereich möchte ich Tipps und Tricks sammeln die sich im Laufe der Zeit finden werden.
Parameter auf der linken Seite verschwunden:
Durch einen falschen Klick an falscher Stelle kann es vorkommen, dass die Parameterliste auf der linken Seite verschwindet. Ärgerlich wenn es kurz vor der Fertigstellung eines Objektes geschieht. In diesem Fall genügt es, das Objekt zu löschen und über "Hinzufügen / Mesh, Landscape" ein neues Objekt einzufügen. Das neue Objekt wird mit den zuletzt aktuellen Parametern erstellt. Dies funktioniert auch wenn vorher "Datei / Neu" ausgeführt wird. Die eingestellten Parameter gehen nur verloren wenn Blender beendet und neu gestartet wird.